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Zubehör und Geräte für die Met- und Fruchtweinherstellung
Für die Herstellung von Met- und Fruchtwein werden diverse mehr oder weniger spezielle Gerätschaften benötigt - aber keine Angst, viele sind bereits im Haus vorhanden und müssen nicht extra angeschafft werden. Andere sind in Supermärkten oder Haushaltsgeschäften erhältlich, für einige sollte man sich jedoch einen Fachhändler wenden.
Für den ersten Wein werden eigentlich gar nicht so viele Geräte benötigt. Da kommt man mit einem Gärballon oder ähnlichem Gefäß, einer Gärkappe und einem Gäraufsatz eigentlich schon aus. Dennoch: ab dem ersten Ansatz steigen die Ansprüche an den Wein und damit auch an das richtige Equipment. So kann in wenigen Monaten bis Jahren der "Fuhrpark" auf ein recht stattliches Maß heranwachsen. Einiges, was käuflich zu erwerben ist, ist sinnvoll, vieles ist hilfreich, eine Menge jedoch ist absolut überflüssig. Die folgende Artikel mit Gerätedarstellungen soll eine kleine Hilfe sein, um die eigenen Prioritäten der Anschaffungen ein wenig zu ordnen.
In diesem Kapitel gehe ich auf die gesamte „Hardware“ der Weinherstellung ein, weitere notwendige Dinge werden im Kapitel „Zutaten“ ausführlich besprochen. Diese können dann teilweise bei denselben Händlern erworben werden, die in den beiden Kapiteln angegeben werden.
Gärbehälter
Das Gefäß, in dem der Wein hergestellt werden soll, ist natürlich eines der wichtigsten Gerätschaften, die man benötigt. Daher sollte man sich auch vor einem Kauf ein paar Gedanken zur Art und Größe machen, denn die unterschiedlichen Arten von Gärgefäßen haben auch unterschiedliche Vor- und Nachteile.
Gärfass
Gärfässer aus Kunststoff haben drei große Vorteile: sie sind leicht, Kostengünstig und sehr stabil. Außerdem gibt es sie in verschiedensten Größen bis hin zu Volumina von mehreren Hektolitern. So ist es etwa bei sehr großen Ansätzen von mehr als 50 Litern der Gärbehälter der Wahl.
Dennoch haben die Gärfässer den großen Nachteil, sie sind weder 100% dicht, noch vollständig "weinecht" sind, sie nehmen leider in geringem Maß die Farbe und das Aroma des Weines an. Das ist nicht schlimm, verwendet man das Fass stets für den gleichen Wein, bei unterschiedlichen Weinen kann das Aroma oder ein Farbton durchaus übertragen werden. Auch enthalten die Kunststoffe oft Weichmacher, die bestenfalls nur den Geschmack des Weins verändern. Allerdings gibt es auch Substanzen, die im Verdacht stehen Krebs auszulösen. Und die will natürlich niemand im Wein haben. Schafft man sich ein Gärfass aus Kunststoff an, so muss unbedingt auf die Lebensmittelechtheit geachtet werden. Dies erkennt man anhand des Glas und Gabel Symbols, das in den Kunststoff eingeprägt oder aufgedruckt ist. Es lohnt sich auch hier ein paar Euro mehr auszugeben und ein Markenfass zu kaufen. Die Fässer von „Graf“ und „Speidel“ haben sich als durchaus brauchbar erwiesen.
Man sollte Gärfässer aus Kunststoff nur zur Gärung selbst verwenden und den Wein längerfristig dann möglichst in Glasgebinden lagern. Oft ist es jedoch nicht möglich, da die Ansätze zu groß sind. Hier kann man den Ansatz entweder auf verschiedene Glasballons aufteilen, oder man minimiert die Lagerzeit. Von mehrjähriger Lagerung in Kunststoff ist jedoch definitiv abzuraten.
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Gärballon
Der Gärballon ist der „klassische“ Gärbehälter für kleine Gebinde bis 50 Liter. Da er aus Glas ist, ist er geschmacksneutral und chemisch relativ inert. Man kann dem Wein außerdem wunderbar beim Gären zusehen, was den Spaß doch deutlich steigert. Außerdem kann man obskure Gewächse (i.e. Schimmel) im Wein erkennen. All diese Vorteile machen den Gärballon zum Gefäß der Wahl für die Met- und Fruchtweinherstellung zu Hause. Dennoch weisen die Glasballons auch einige Nachteile auf. Da sie aus Glas sind, sind sie sehr stoßanfällig. Auch hohe Temperaturwechsel, wie etwa beim heißen ausspülen oder einfüllen heißer Ansätze quittieren sie schon mal mit zerbrechen. Ist der Ballon dann gefüllt gewesen, hilft oft nur noch eine gute Haftpflichtversicherung (wenn man Mieter ist). Es ist erstaunlich, wie viel doch 20 Liter roter Wein sein können, wenn sie sich erstmal auf dem Boden verteilt haben.
Die Kosten für einen Standard-Glasballon reichen von etwa 10,- € für ein Volumen von 5 Litern bis zu etwa 37,- € für einen 54 Liter Ballon. Richtwerte für die entsprechenden Größen (Neukauf, Pressglas) sind der folgenden Tabelle zu entnehmen.
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Volumen |
Preis (ca.) |
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5 Liter |
10,- € |
10 Liter |
15,- € |
15 Liter |
18,- € |
20 Liter |
23,50 € |
25 Liter |
25,- € |
50 Liter |
37,- € |
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Tabelle: Preise für Glasballons mit Kunststoffkorb.
Die Preise sollen lediglich ein Hinweis auf die Kosten geben.
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Flaschen
Manchmal findet man im Supermarkt billigsten Tafelwein der Marke "Pennerglück" im untersten Regal der Weinabteilung. Die Flaschen haben ein Volumen von 5 Litern und sind im Vergleich zu einem 5 Liter Glasballon günstig. Wenn man den fragwürdigen Inhalt entsorgt (Glühwein oder Ausguss) hat man ein wunderbares Gärgefäß für kleine Testansätze (wer traut sich schon gleich 20 Liter Knoblauchwein anzusetzen...). Kritisch bei diesen Flaschen sind lediglich die relativ dünne Wand, und der ordentliche Verschluss. Wenn man jedoch Vorsicht walten lässt und den passenden Stopfen findet hat man mit einer "Pennerglück"-Flasche eine günstige Alternative zum kleinen Ballon, der immerhin mehr als 10,- € kosten kann.
Weiterhin findet man Flaschen in allen nur erdenklichen Volumina. Flaschen mit geringerem Volumen als 5 Liter sind jedoch für Gäransätze nicht zu empfehlen. Der notwendige Steigraum und der Volumenverlust durch das Abziehen des Weins von der Hefe machten die Arbeit sonst absolut unwirtschaftlich. Dennoch können Flaschen im 2-3 Liter Maßstab bei der Klärung zum Einsatz kommen. Hierbei sollte natürlich unbedingt auf einen adäquaten Verschluss und absolute Dichtigkeit geachtet werden, denn gerade in dieser Phase der Weinherstellung ist jeder Kontakt mit Sauerstoff zu vermeiden.
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Gärverschluss
Die alkoholische Gärung ist ein anaerober Prozess, dass heißt sie läuft in Abwesenheit von Sauerstoff ab. Daher muss garantiert sein, dass Sauerstoff nicht in den Gärbehälter gelangen kann. Außerdem entsteht bei der Gärung CO2, was eine Druckzunahme im Gärgefäß zur Folge hat. Dieser Überdruck muss entweichen können, sonst kann das Gefäß platzen, was neben Verletzungen vor allem eine riesige Sauerei bedeuten kann. Um den Druckabbau bei gleichzeitigem Luftabschluss zu gewährleisten gibt es verschiedene Systeme. Sie basieren auf einer Sperrflüssigkeit (z.B. Wasser), aus der das Gas entweichen kann, die aber den Gärbehälter abschließt. Die beiden wichtigsten Systeme sind im Folgenden beschrieben. Außerdem habe ich noch die Beschreibung einer Heimwerkerlösung für alle Fälle angefügt, falls man nur die sprichwörtliche "Kugelschreibermine mit Faden" im Haus hat.
Duplex
Ein Duplex (siehe Abbildung) besteht aus zwei Teilen, daher auch der Name. Der untere Teil ist eine Art Becher (C), in dessen Mitte ein Rohr integriert ist (B). Mit diesem Rohr wird der Aufsatz in den Gärstopfen oder die Gärkappe gesteckt (A). Der Becher wird mit einer Sperrflüssigkeit befüllt (E) und der Aufsatz wird mit dem ausgezogenen Deckel (D) verschlossen. Der entstehende Überdruck kann nun durch das Rohr in die obere Kammer gelangen. Dadurch wird der Deckel so lange angehoben, bis die Luft seitlich entweicht. Daraufhin fällt der Deckel mit einem "klack" wieder zurück.
Das Material ist in der Regel Kunststoff. Dadurch ist ein Duplex recht stabil und günstig zu erwerben. Will man das Duplex mit sehr heißem Wasser reinigen, sollte man jedoch auf die Art des Kunststoffes achten, da viele gebräuchliche Duplices hitzeanfällig sind und sich verformen können. Derart verzogene Ausätze sind eventuell nicht mehr für den Einsatz geeignet.
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Gärröhrchen
Das Gärröhrchen ist im Grunde ein gebogenes Rohr, das in einer 360°-Drehung verläuft (s. Abbildung). Es enthält zwei Verbreiterungen, die der Luft erlauben an der Sperrflüssigkeit vorbei auszutreten. Die Sperrflüssigkeit wird so eingefüllt, dass entweichender Überdruck die Flüssigkeit gerade soweit im Steigrohr anheben kann, wie die Verbreiterung reicht (oder etwas weniger). Wird ein höherer Flüssigkeitsspiegel eingefüllt läuft man Gefahr, dass der Überdruck das Gärröhrchen in einen Wasserwerfer verwandelt. Entweicht das Gas korrekt, ist ein „nettes“ ‚blubb‘ zu vernehmen. Dies ist im übrigen der Grund warum ich (für Saftgärungen) das Gärröhrchen bevorzuge – das ‚blubb‘ ist einfach sympathischer als das ‚klock‘ des Duplex-Aufsatzes.
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Gärröhrchen
Dieses Modell ist das "klassische" Glasmodell. Zu erkennen ist die Drehung der Röhre und die beiden Verbreiterungen. Dieses Modell ist im Vergleich zur Kunststoffvariante teurer, sieht aber edler aus.
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Es gibt Gärröhrchen aus Glas und aus Kunststoff. Beide eignen sich tadellos als Gärverschluss, dennoch empfehle ich die Verwendung von Kunststoffmodellen. Die Glasmodelle sehen zwar netter aus und vermitteln einem das Gefühl der „Guten alten Zeit“, sie sind aber erstens teurer und zweitens gehen sie sehr leicht kaputt. Wenn man erstmal eine abgebrochene Glasröhre in der Handfläche stecken hatte, wird man spätestens auf die Kunststoffvariante zurückkommen.
Die Kunststoffmodelle werden oft mit einer (roten) Kappe ausgeliefert. Diese eignet sich hervorragend, um Fruchtfliegen vor dem Selbstmord zu bewahren. Da die Kappen auf dem Gärröhrchen nicht fest aufsitzen kann das Gas dennoch gut entweichen. Wenn man keine derartige Kappe besitzt kann man sich auch sehr gut mit einer Abdeckung aus Alufolie behelfen.
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Gärverschluss Marke "Eigenbau"
Dieser Gärverschluss ist eigentlich nur ein Notbehelf, da die Materialkosten durchaus die Anschaffungskosten für ein Gärröhrchen (aus Kunststoff) überschreiten können. Dennoch will ich diese Möglichkeit hier kurz beschreiben, denn vielleicht ist es irgendwann einmal notwendig einen solchen Aufsatz zu bauen. Das Prinzip ist dasselbe, wie beim Duplex und Gärröhrchen, der Ansatz wird mit einer Sperrflüssigkeit von der Umgebungsluft abgetrennt. In der Abbildung ist der Aufbau zu erkennen. Die notwendigen Materialien sind im gut sortierten Baumarkt erhältlich oder liegen bereits in irgendeiner Schublade herum. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Materialien (zumindest der Schlauch) möglichst Lebensmittelecht sind (auf das Glas und Gabel Symbol achten). Im Einzelnen wird etwas Schlauch (Aquarienschlauch), ein kleines Stück Kunststoffrohr (passend auf Stopfen und Schlauch) und etwas zum Beschweren benötigt. Ferner braucht man noch ein Glas oder Plastikbecher, in den später die Sperrflüssigkeit gefüllt wird.
In den Stopfen (A) wird nun das kleine Rohrstück gesteckt (B). Auf dieses Rohr kommt der Aquarienschlauch (C). Hier ist es wichtig, dass beide Verbindungen dicht sind, ansonsten besteht die Gefahr, dass der Ansatz verdirbt. Das andere Ende des Schlauches wird nun beschwert, dazu kann man beispielsweise eine Mutter über den Schlauch schieben oder einen kleinen Kieselstein ankleben (D). Ganz egal was es ist, das Gewicht sollte so stark sein, dass es den Schlauch auch bei starker Gasentwicklung sicher unter Wasser hält. Dieses Ende wird nun in ein Gefäß gehängt (E), ein altes Marmeladenglas ist beispielsweise gut geeignet. Dieses wird nun etwa zu einem Drittel mit der Sperrflüssigkeit (Wasser) gefüllt (F). Der Flüssigkeitspegel sollte so hoch sein, dass der Schlauch gut im Wasser hängt. Um ein herausrutschen des Schlauches zu verhindern, kann dieser zusätzlich noch mit einer Wäscheklammer am Glas fixiert werden. Der Überdruck wird nun durch den Schlauch in das Glas geleitet (Pfeile), wo die Sperrflüssigkeit den Ansatz von der Umgebung abtrennt.
Diesen Gärspund "Marke Eigenbau" sollte man jedoch nur während der Gärung verwendet werden. Temperaturbedingte Druckschwankungen können sonst leicht dazu führen, dass die (hochgradig mit Mikroorganismen verseuchte) Sperrflüssigkeit in den Wein gesaugt wird!
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